Bild: © Goldberger Lea
Abstract
(English version below)
Die Stadt Wien zeigt mit ihrer Implementierung von Gender Mainstreaming Maßnahmen seit über 20 Jahren beispielhaft wie „Best Practice“ Arbeit im Bereich geschlechtergerechter Stadtgestaltung funktioniert. Sie setzt sich im Bereich des Gender Mainstreaming zum Ziel, zu einer geschlechtergerechten und solidarischen Gesellschaft beizutragen, in der Chancen, Möglichkeiten und Verpflichtungen gleich verteilt sind. Unser Interesse besteht darin, die Durchsetzung dieser Maßnahmen zu untersuchen und deren tatsächlichen Erfolge mit den eigens gesetzten Zielen der Stadt abzugleichen. Dadurch möchten wir möglicherweise bestehenden Handlungsbedarf aufzeigen, aber auch ein Bild von den vorgenommenen Maßnahmen und deren Ursprung, Gestaltung, und Art der Umsetzung erlangen.
Wir haben uns dabei auf einen wichtigen Aspekt der Stadtgestaltung, den der öffentlichen Räume konzentriert. Diese sollen, wie die Wortzusammensetzung bereits andeutet, für alle zugänglich und nutzbar sein. An vielen Beispielen im alltäglichen Leben wird durch Stimmen von Frauen und Mädchen jedoch deutlich, dass dies nicht immer der Fall ist.
Nach wie vor ist Stadtgestaltung und damit auch Gestaltung öffentlicher Räume größtenteils die Aufgabe von Männern. Bedürfnisse von Frauen finden dadurch kein Gehör und daraus resultieren Stadtlandschaften, die für Frauen und Mädchen nur eingeschränkt nutzbar und erfahrbar sind: dies zeigt sich beispielsweise anhand von öffentlichen Toiletten, Spielplätzen, öffentlichen Verkehrsmitteln und vielen mehr.
Immer mehr Städte in Europa machen sich deshalb einen Perspektivenwechsel zur Aufgabe. In Wien wurde dieser Wechsel in der Gestaltung öffentlicher Räume unter anderem durch die Integration von genderspezifischen Aspekten in Arbeits-, Angebots- und Gestaltungskonzepte eingeleitet. In diesem Zusammenhang haben wir Interviews mit Frau Renate Kraft, Referentin der MA13, Fachbereich Jugend, sowie Jugendarbeiterin und pädagogischer Leitung des Jugendvereins JUVIVO, Frau Katharina Röggla, führen dürfen, die gemeinsam an dem Angebot der Wiener Parkbetreuung arbeiten. Bei der Wiener Parkbetreuung handelt es sich um „ein europaweit einzigartiges, kostenloses Freizeitangebot für Kinder von 6 bis 13 Jahren“ (Stadt Wien MA 13, Fachbereich Jugend, Wiener Parkbetreuung, S.3), dass die Bedeutung von öffentlichen Parks und Plätzen für Kinder, aber vor allem auch für Mädchen, als Aktionsraum erkennt: „Im Zuge der gestalterischen Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum unterstützt die Wiener Parkbetreuung die Teilhabe von Kindern, indem sie demokratische Aushandlungsprozesse initiiert und begleitet, wobei ein besonderer Fokus auf die Bedürfnisse von Mädchen gelegt wird.“ (Stadt Wien MA 13, Fachbereich Jugend, Wiener Parkbetreuung, S.3).
Aus dem Interview ließen sich Erkenntnisse über die Vorgehensweise, die Planung und die pädagogischen Hintergründe, aber auch über die Erfolgskontrolle und die zukünftigen Ziele gewinnen. Die Stadt Wien hat beispielsweise Sozialraumanalysen durchgeführt, um spezifische Bedürfnisse von Mädchen zu untersuchen. Die Ergebnisse werden für Parkplanungen berücksichtigt. Um weitere Einblicke in die gendersensible Arbeit der Stadt im Bereich Planung und Gestaltung öffentlicher Räume zu bekommen, durften wir auch Frau DIin Ursula Dominikus, Projektentwicklerin der MA42 – Wiener Stadtgärten befragen. Um öffentliche Parks gender- neutral zu gestalten, orientieren sich die Projektplanerinnen an einem Parkleitbild der Stadt Wien, in welchem Gender- Aspekte inkludiert sind. Diese „Gender Policy“ war von Beginn an ein Thema der Parkplanungen. Des Weiteren werden von der MA 42 Bürgerbeteiligungen durchgeführt. Bei Diesen können sich alle Geschlechter spezifisch zu Gender- Aspekten äußern, sodass deren Wünsche in die Parkplanungen miteinbezogen werden. Außerdem werden Verbesserungsvorschläge für Parkanlagen auch durch Parkwächterinnen an die Mitarbeiter*innen der MA 42 weitergeleitet, oder über die „Sag’s Wien“ App.
Aufbauend auf die vorab geführten Interviews wurden unter den hunderten Parks in Wien drei ausgewählt. Alle Parks einzeln zu beobachten hätte den Umfang dieses Projekts gesprengt. Zusätzlich erschwerte die Jahreszeit eine objektive, reliable und realistische Einschätzung da die Parks in den Wintermonaten weniger und anders genutzt werden als im restlichen Jahr. Dennoch konnten folgende Beobachtungen getätigt werden. Neben den bereits vorhandenen Basketball,- Fußball und Volleyball Käfigen finden sich vereinzelt auch Slackline Analgen und Calisthenics Bereiche. Vor allem Koordinative Übungen wie das Balancieren über eine Slackline spielen eine große Rolle bei der Gestaltung von genderfreundlicher Parknutzung. Bei einem Calisthenics Bereich handelt es sich um einen Bar-Park, bei dem Kräftigungsübungen ausschließlich mit dem eigenen Körpergewicht durchgeführt werden. In den letzten Jahren erlebte diese Art der körperlichen Betätigung vor allem in Parks und Sportplätzen einen enormen boom. Männer wurden häufiger bei Kräftigungsübungen in den eigens dafür vorgesehenen Bereichen beobachtet als Frauen. Überraschenderweise konnten Frauen und Mädchen hingegen vermehrt auch einem Longboard bzw. einem Waveboard beobachtet werden. Männer und Jungen wurden hingegen eher auf Skateboards gesichtet. Interessant zu wissen ist hierbei, wie sich diese 3 Arten von Boards unterscheiden. Wird vor allem das Skateboard mit seinen kleinen rollen häufig für Tricks und in Skateparks verwendet, so kommt das Longboard und das Waveboard häufig zum Einsatz, wenn lange Distanzen zurückgelegt werden, wie dies oft in Wien der Fall ist. Aufgrund der unterschiedlichen Board Nutzung der Geschlechter wurden Frauen dort gesichtet, wo es die Möglichkeit zulässt um mit dem Longboard zu „cruisen“. Zusammenfassend muss erneut erwähnt werden, dass um zu reliablen Ergebnissen zu gelangen, die Beobachtungen auch in den kommenden Sommermonaten durchgeführt werden sollten, da sich aufgrund der Frequentierung und der unterschiedlichen Nutzung aufgrund steigender Temperaturen, dass Verhalten der Parkbesucher und Parkbesucherinnen stetig verändert.
This project aims to analyse the implementation and possible success of the City of Vienna’s endeavour in a more gender-equal city life according to their principles and objectives set by their gender mainstreaming initiatives. The prospect of this project is to not only analyse the existing initiatives currently in place but to also define the areas that still lack proper attention in connection to the gender mainstreaming objectives. In order to do so efficiently, this paper will only focus on one part of city planning, namely the existence and maintenance of community spaces.
Community spaces, which have been, for the course of this project, defined as parks and recreational outdoor sport areas, ought to be accessible to and useable for all inhabitants of the city of Vienna equally. However, as can be measured by countless stories experienced and told by women and girls every day, this is not always the case. Their voices and demands for community spaces are often overheard or outright ignored, which renders their experience of Vienna often completely different to male citizens. In order to counter this issue, increasingly more gender-specific aspects have been implemented into the Viennese magistrates responsible for city planning.
Throughout this project, three expert interviews were conducted with employees of the MA13 (Renate Kraft, Katharina Röggla) and the MA42 (Ursula Dominikus), that will shine a light on the current situation and future prospects of the issues mentioned above. Furthermore, an observation will give an accurate portrayal of the actual conditions in two Viennese parks (Währinger Park, Wiener Prater/Praterallee).
The aspiration for this project is to shine a light on the current situation in the city, analyse it, and through that, aid the gender mainstreaming process of the City of Vienna to ensure a safe and fun environment for all genders to enjoy equally.
Forschungskonzept
I. Forschungsfragen
FF1: Wie hat die Stadt Wien Gender Mainstreaming Maßnahmen in öffentlichen Parks durchgesetzt?
FF2: Mit welchem Erfolg hat die Stadt Wien Gender Mainstreaming Maßnahmen in öffentlichen Parks durchgesetzt?
II. Forschungs- „Objects”
Öffentliche Parks der Stadt Wien am Beispiel vom „Währinger Park“ und von der „Parkanlage Prater“.
III.I Forschungs- „Subjects” zu FF1
Frau Renate Kraft, Referentin der Stadt Wien, MA13 Fachbereich Jugend
Frau Katharina Röggla, pädagogische Leitung Verein JUVIVO
Frau Ursula Dominikus, Leiterin Region Mitte 1.-9., 20. Bezirk, Projektentwicklung und -steuerung, Wiener Stadtgärten
III.II Forschungs- „Subjects“ zu FF2
Währinger Park und Parkanlage Prater sowie deren Besucher*innen
IV. Forschungsmethoden
● Leitfadeninterview mit Referentinnen der Stadt Wien, die für öffentliche Parks zuständig sind:
● Beobachtung in einem öffentlichen Park an bspw. einem „Girls Day“ und Befragung der Parkbesucher*innen
V. Forschungs- „Output”
● Artikel, die auf dem Blog “letstalkequal“ hochgeladen werden, mit der Antwort auf die Forschungsfrage, wie und mit welchem Erfolg die Gender Mainstreaming-Ziele der Stadt Wien im Zusammenhang mit den öffentlichen Parks (1 & 2) durchgesetzt wurden. Der Artikel soll Fotos/Videos der Parks und der Interviews beinhalten, zusätzlich zu Podcasts der Interviews.
● Forschungsbericht und Dissemination Plan mit Empfehlungen für die Stadt Wien
Ergebnisse
Durch die Forschung im Bereich Community Spaces konnte herausgefunden werden, dass die Stadt Wien die Gender Mainstreaming-Maßnahmen erfolgreich umsetzt. Bei der Parkplanung und -gestaltung wird auf die Bedürfnisse beider Geschlechter eingegangen und auf die Wünsche der Parkbesucher*innen Rücksicht genommen. Das Parkleitbild dient als Basis für die Planung neuer Parks sowie für die Umgestaltung bestehender Parks. Dieses Leitbild besteht seit der Mitte der Neunziger Jahre. Darin sind wichtige Aspekte zum Gender Mainstreaming festgelegt, welche, soweit es unsere Forschung ergab, eingehalten werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den wir durch unsere Forschung herausfinden konnten, war die vernetzte Arbeit der Stadt Wien im Bereich der Parkplanung. Obwohl es sehr viele verschiedene Magistrate gibt, scheint die Kommunikation untereinander gut zu funktionieren, sodass alle Abteilungen Gender- Aspekte in ihre Arbeit mit einbeziehen.
Fazit
Die Stadt Wien achtet seit ein paar Jahrzehnten auf die genderneutrale Gestaltung, Planung und Nutzung öffentlicher Räume. Auf Verbesserungsvorschläge seitens der Besucher*innen wird eingegangen und wenn möglich baulich umgesetzt. Die wenigen veralteten Parkanlagen, in denen es noch Bedarf an genderneutraler Gestaltung gibt, werden nach und nach an die aktuellen Standards angepasst.