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Von Lara Hocek
Laut einer Statistik der Stadt Wien waren im Jahr 2019 972.488 der 1.897.491 EinwohnerInnen in Österreich weiblich. Das bedeutet, dass Frauen 51% der österreichischen Bevölkerung ausmachen. Dennoch sieht man vorwiegend Männer in den Medien. Woran liegt es, dass Frauen in der Population überwiegen aber in der Öffentlichkeit untergehen?
Wien ist eine vorbildliche Stadt im Bereich Gender Mainstreaming. Es gibt ein internes Handbuch zum korrekten gendern für sämtliche Texte, Frauen werden bei der Gestaltung der architektonischen Landschaft miteinbezogen und es wird ein Augenmerk auf weibliche Straßennamen gelegt. Bei der Planung der Seestadt hat man erstmals intensiv die Anliegen von Frauen mitberücksichtigt. Außerdem wurden alle Straßen in der Seestadt nach Frauen benannt. Immerhin gibt es einiges aufzuholen. Anhand des Genderatlas lässt sich ablesen, dass in Wien 1.541 km Straße, das sind 42,4% der Straßen, nach Männern benannt sind, nur 3% sind nach Frauen benannt und 1.984 km Straße tragen neutrale Namen. Frauen sind also nicht nur in der Medienwelt, sondern auch im Wiener Stadtbild stark unterrepräsentiert. Die Anliegen von Frauen sind durchaus zu berücksichtigen, denn sie sind auch überwiegend Fußgängerinnen. Das heißt wer frauenfreundlich baut, baut fußgängerInnenfreundlich. Breitere Gehwege beispielsweise kommen nicht nur Personen mit Kinderwagen zu Gute, sondern auch jenen, die körperlich eingeschränkt sind und im Rollstuhl sitzen. Was gehört getan, um Frauen endlich eine Stimme zu geben und sie aktiv unsere Gesellschaft mitgestalten zu lassen?
Junge Mädchen als auch Buben wachsen mit großen Träumen auf. Man will Prinzessin, AstronautIn, PolizistIn oder TierärztIn werden. Hier fangen die Gesellschaft und die Medien bereits an, die Zukunft der Kinder maßgeblich zu beeinflussen. Ein Mädchen, das Frauen nur als liebende Mutter oder emotionale Krankenschwester sieht, wird sich selbst später auch eher eine dieser Rollen zuschreiben. Buben hingegen sehen Männer in den Rollen allwissender Experten in Nachrichtensendungen oder auch als mächtige Präsidenten die Welt regieren. Durch die Darstellung des Geschlechts in den Medien wird die Zukunft, die sich ein Kind für sich selbst vorstellt bereits in sehr jungen Jahr beeinflusst. Es ist nicht falsch, wenn ein Mädchen aufwächst und ihr Leben ihrer Familie widmen möchte. Es ist jedoch wichtig, dass sie sieht, dass Frauen alles sein können, nicht nur das was die Gesellschaft sich für sie vorstellt. Genauso sollte es vollkommen normal sein, wenn ein Mann sich entscheidet, den Job an den Nagel zu hängen, um voll und ganz für seine Kinder da zu sein. Mitunter ein Grund, wieso es jedoch mehr Hausfrauen als Hausmänner gibt, ist der Gender Pay Gap. Im Journalismus hatten laut Der Journalisten-Report aus dem Jahr 2013 Frauen nur 26% der leitenden Positionen inne, machten jedoch 42% der gesamten Journalismus-Branche in Österreich aus. Geld mag zwar nicht alles im Leben sein, aber es sorgt für eine stabile Lebensgrundlage, die umso wichtiger ist, wenn nur eine von zwei in einem Haushalt lebenden Erwachsenen berufstätig ist.
Doch woran liegt es, dass Frauen weniger bezahlt wird und weniger Verantwortung zugetraut wird? Ein Faktor, weshalb Frauen als Risiko für ein Unternehmen gesehen werden, ist da sie während der Ausübung ihres Berufs schwanger werden könnten und somit als Arbeitskraft eine Zeit lang ausfallen würden. Die Australian Human Rights Commission definiert Schwangerschaftsdiskriminierung als Vorgehen, bei dem eine Person anders behandelt wird, weil sie schwanger ist oder in naher Zukunft schwanger werden könnte. Dazu zählt die Weigerung eine Person anzustellen, sie zu entlassen, von Fortbildungen auszuschließen, ihre Stundenanzahl zu reduzieren und einiges mehr. Viele Frauen werden außerdem in die Teilzeit gedrängt, da sie vorrangig für die Versorgung der Kinder zuständig sind und Kinderbetreuungseinrichtungen nicht darauf ausgelegt sind, sich nach Bürozeiten zu richten. Laut einer Studie der Stadt Wien waren im Jahr 2017 43% der berufstätigen Frauen teilzeitbeschäftigt und 83% der berufstätigen Männer Vollzeitarbeitskräfte. Die Art der Beschäftigung wirkt sich nicht nur aufgrund der geleisteten Stunden auf die verfügbaren finanziellen Mittel während der Berufstätigkeit aus, sondern auch auf die Pension, die einem im hohen Alter zusteht und das Überleben sichert. Somit sind Frauen auch eher gefährdet, in die Altersarmut zu rutschen. Nur 15% der in Österreich lebenden Männer die 65 Jahre oder älter sind, waren 2018 armutsgefährdet. Bei den Frauen über 65 Jahre waren es jedoch 29%, die armutsgefährdet waren. Das Risiko einer Frau von Altersarmut betroffen zu sein, ist also beinahe doppelt so hoch als das der Männer.
Vielen Frauen und Männern sind die teils gravierenden Folgen einer geschlechterspezifischen Benachteiligung in der Arbeitswelt und Gesellschaft gar nicht bewusst. Im Leitfadeninterview, das im Zuge des Themenschwerpunkts „Belästigung und Sicherheit in den öffentlichen Verkehrsmitteln“ mit Herr Broneder von den Wiener Linien geführt wurde, führte zum selben Ergebnis. Die Konsequenz, die man aus diesen Fakten und dem Interview mit dem Fachbereichsleiter für Prävention, ziehen kann, ist die Menschen aufzuklären. Nur wer über das nötige Wissen verfügt, kann diesbezüglich auch handeln. Wer gar nicht erst bemerkt, dass das Haus brennt, wird das Feuer auch nicht löschen können. Man muss Frauen also die Möglichkeit geben, am öffentlichen Diskurs teilzunehmen und auch gehört zu werden. Wer 51% der österreichischen Population ausmacht, hat es auch verdient, gehört und berücksichtigt zu werden.
Quellen
Australian Human Rights Commission: Good practice, good business – https://www.humanrights.gov.au/sites/default/files/content/info_for_employers/pdf/4_sex_discrimination_harassment.pdf
Der Journalisten-Report (2013): http://mhw.at/cgi-bin/page.pl?id=45
Genderatlas: http://genderatlas.at/articles/strassennamen.html
Sozialzielgruppe Europa 2020: Zusammensetzung der von Armut oder Ausgrenzung gefährdeten Personengruppe nach Alter und Geschlecht 2018: https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/soziales/armut_und_soziale_eingliederung/023833.html
Stadt Wien: Studie “Teilzeitarbeit in Wien” – https://www.wien.gv.at/wirtschaft/standort/studie-teilzeit-2019.html
Statistik “Bevölkerung nach Herkunft und Geschlecht 2018 und 2019“: https://www.wien.gv.at/statistik/bevoelkerung/tabellen/bevoelkerung-herk-geschl-zr.html