Be aware – Raise awareness

Von Katharina Amann

Es ist offensichtlich, dass die Medien unsere Wahrnehmung und das Verständnis von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen in der Gesellschaft beeinflussen. Sie können dementsprechend durch ihre Programme entgegen Stereotypen wirken, aber andererseits diese auch verstärken oder sogar neue Stereotypen schaffen. Medien haben die Macht unsere Vorstellungen und Werte zu prägen. Man muss kein Medienexperte sein, um dies einzusehen – man könnte sagen, das weiß jedes Kind. Aber weiß es denn wirklich jedes Kind? Der Prozess der Beeinflussung durch die Medien beginnt in der Tat bereits im Kleinkindalter, wenn man in Betracht zieht, dass Kinder heutzutage von klein auf von Medien und Medieninhalten umgeben sind. Wie wichtig die Förderung der Gendersensibilität von Beginn an ist, hat mir die Forschungsarbeit in Kooperation mit der Stadt Wien zum Thema Gendermainstreaming im Kindergarten gezeigt. Dabei habe ich vor allem erlebt und beobachtet, dass es nicht genügt, eine offene und tolerante Haltung gegenüber eines jeden Individuum zu haben. Voraussetzung für diese Haltung ist es, aufmerksam zu sein und Aufmerksamkeit zu schaffen, was das Thema Gendermainstreaming und die Probleme der Genderstereotypisierung betrifft. Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen erfordert in erster Linie das Bewusstsein für die Probleme in der Gesellschaft (welche sich in den Medien wiederspiegeln) und das Wissen, wie dagegen vorgegangen werden kann.

An meiner eigenen Person konnte ich im Rahmen des durchgeführten Forschungsprojekts beobachten, wie mit steigendem Bewusstsein für die Thematik, die Beritschaft zur Lösungsfindung wuchs. Aus diesem Grund bin ich davon überzeugt, dass Aufmerksamkeitssteigerung und Aufklärung die wichtigsten Schritte in Richtung vollkommener Genderneutralität sind. Auch hier sind es wieder die Medien, welche genau dies unterstützen können. Welche Ironie, dass Studien und Forschungen genau im Medienbereich eindeutig zeigen, dass Frauen in der Branche seit Jahren unterrepresentiert sind. Diesbezüglich sehr bekannt und oft zitiert werden Ergebnisse des Global Media Monitoring Project. Das GMMP ist die größte und längste Längsschnittstudie zum Thema Geschlecht in den Medien der Welt. Seit 1995 erforscht die GMMP-Forschung alle fünf Jahre die Situation ausgewählter Indikatoren für die Geschlechterverhältnisse in den Nachrichtenmedien. Die Forschung untersucht die Präsenz von Frauen im Verhältnis zu Männern, die geschlechtsspezifische Voreingenommenheit und die Stereotypisierung von Medieninhalten. Die fünfte Forschung in dieser Reihe (2015)  zeigt unter anderem, dass sich die Unsichtbarkeit der Frauen in den traditionellen Nachrichtenmedien auf die digitalen Nachrichtenübermittlungsträger übertragen hat: Nur 26% der Personen in den Internet-Nachrichten und den Mediennachrichten in Tweets sind Frauen. Es ist dabei die Rede von einer “global glass ceiling“ für weibliche Nachrichtenreporterinnen. Nur 37 % der Nachrichtenbeiträge in Zeitungen, Fernsehen und Radiosendungen werden von Frauen berichtet, was sich seit 10 Jahren nicht verändert hat. Ist diese Unterrepräsentation der Grund, warum das Thema Gendermainstreaming in den Medien nicht stärker im Fokus liegt, oder verhält sich der Zusammenhang doch in umgekehrter Weise? Gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Unterrepräsentation der Frauen in der Medienbranche und der fehlende Gendersensibilität der Gesellschaft?

Die Medienakteure und Medieninhalte alleine können nicht verantwortlich dafür sein, dass bei vielen Menschen in unserer Gesellschaft das Bewusstsein für die Genderthematik fehlt. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Wien im Rahmen des aktuellen Forschungsprojekts an der Universität Wien hat mir gezeigt, wieviele engagierte Personen in den Magistratsabteilungen vertreten sind, welche sich intensiv mit Gendermainstreaming befassen und Schritt für Schritt versuchen, Lösungsansätze zu finden und umzusetzen. Dieses Engagement der Stadt Wien war mir vor der intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik allerdings nicht bewusst, obwohl ich in Wien lebe und eine junge, politisch interessierte Frau bin. Ich sehe ein Problem darin, dass deren Arbeit zu wenig Beachtung geschenkt wird, was wiederum wichtig wäre, um den Prozess des Gendermainstreaming voranzutreiben. Dies gilt auch für die Medienbranche. Es gibt sehr viele Medienakteure, weltweite Organisationen und Verbände, welche für die Geschlechtergerechtigkeit tagtäglich einstehen. Damit meine ich nicht nur Nationale Organisationen, sondern weltweit tätige Organisationen wie zum Beispiel die UNESCO. Der Kommunikations- und Informationssektor der UNESCO hat sich weltweit in einer Vielzahl von geschlechtsspezifischen Initiativen engagiert. Ein Beispiel für deren Engagement ist die Zusammenarbeit mit der Internationalen Journalistenföderation und vielen anderen Partnern,  um einen globalen Rahmen von geschlechtsspezifischen Indikatoren zur Messung der Gender-Sensibilität in Medienbetrieben und -inhaltenherauszuarbeiten. Daraus entstand die Publikation „Gender-Sensitive Indicators for Media“ (GSIM) dessen Ziel es ist, zur Gleichstellung der Geschlechter und zum Empowerment von Frauen in und durch Medien aller Art beizutragen. Der Schwerpunkt der Publikation liegt auf der Gleichberechtigungs- und Geschlechterdimension der sozialen Vielfalt in den Medien. Über Projekte wie diese, sollte verstärkt berichtet, informiert und diskutiert werden. Foren und Plattformen, welche zum Austausch über Gleichstellung entwickelt wurden, schaffen Raum für Dialoge, welche für die Problemlösung essentiell sind. Das Nordic Gender & Media Forum von NORDICOM  ist ein Beispiel für eine Plattform, welche für den Austausch über Gleichstellung der Geschlechter in den Medien geschaffen wurde. Das Projekt kann als regionale Folgemaßnahme zur Aktionsplattform von Peking von 1995 gesehen werden, als sich alle UN-Mitgliedsstaaten auf die Notwendigkeit einigten, die Beteiligung von Frauen in den Medien zu erhöhen und gegen Stereotypen vorzugehen. Gute Beispiele aus der Praxis aus nordischen Ländern wurden in „Making Change“ zusammengeführt und publiziert. Das Buch enthält auch von NORDICOM erstellte geschlechtsspezifische Statistiken über Film, Journalismus, Computerspiele und Werbung.

Gerade auch in der Werbung treffen wir oft auf die Anwendung von Genderstereotypen, welche erkannt und verhindert werden müssen. Sehr bekannt ist das Beispiel von Meghan Markle, welche als elfjähriges Mädchen – also bevor sie zur Berühmtheit wurde – gegen eine sexistische Werbung für Spülmittel erfolgreich vorging, indem sie schon als Kind das Bewusstsein für Gendermainstreaming hatte, sich eines vorherrschenden Problems bewusst war, eine Lösung dafür suchte und diese umsetzte. Sie schrieb zahlreiche Briefe an die verantwortlichen Personen was dazu beitrug, dass die Werbung geändert wurde. Dieses Beispiel unterstreicht meine Erkenntnis und Kernaussage, welche ich bereits zu Beginn dieses Textes erläutert habe: Die Wichtigkeit, dass Kinder von Beginn an eine Wertehaltung entwickeln, welche das Bewusstsein für eine geschlechtergerechte Welt beinhaltet. Sie müssen von Anfang an an die Gleichberechtigung glauben um gegen jegliche Ungerechtigeit zwischen Geschlechtern wirken zu können und zu wollen. Wie Meghan Markle in einer Rede bei der UN Women’s Conference sagte: “It isn’t enough to simply talk about equality, one must believe in it – and it isn’t enough to simply believe in it, one must work at it.”


http://whomakesthenews.org/gmmp

https://www.nordicom.gu.se/sv/mediefakta/nordic-gender-media-forum

https://www.nordicom.gu.se/sv/publikationer/making-change

http://www.unesco.org/new/en/communication-and-information/crosscutting-priorities/gender-and-media/gender-sensitive-indicators-for-media/

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