Von Anna Trost
Als junge Frau des 21. Jahrhunderts hat man sich vielen Herausforderungen zu stellen. Die Gleichstellung von Frau und Mann ist eine, der ich mich gerne stellen möchte. Gender Mainstreaming hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da das Konzept den Blickwinkel neu setzt: Auf die Frau und ihre Möglichkeiten selbst etwas an ihrer Situation zu bewirken. Als Publizistik- und Kommunikationswissenschaftsstudentin setze ich einen spezifischen Fokus auf die Verbindung von Gender Mainstreaming und Medien. Mein Name ist Anna Trost und jetzt geht’s auch schon los!
Zuerst einmal: Was ist Gender Mainstreaming?
Ganz einfach gesagt befasst sie das Konzept des Gender Mainstreaming mit der Gleichstellung von Frauen und Männern in politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Sphären. Der Fokus wird auf das Networking von Frauen untereinander und sich damit erbendende Fähigkeiten gelegt. (Glagow-Schicha, 2005) Für Neugierige gibt es mehr dazu in unseren Interviews mit den Frauen der ORF Task Force, die damit im ORF schon viel bewegen konnten.
Das Konzept des Gender Mainstreaming lässt sich durch drei Schritte umsetzen: Repräsentation, Ressourcen und Realisierung. Die Frage der Repräsentation umfasst wie viele Männer und Frauen von einer Maßnahme betroffen sind. Ressourcen bedeutet sich zu fragen, um wie viel Zeit, Geld oder andere zu stillende Bedürfnisse es sich handelt. In der Realisierung werden oben genannte Punkte in einen Zusammenhang mit geschlechtsbezogener Verteilung gesetzt. Nach dieser Skizzierung folgt das Durchführen der ausgearbeiteten Maßnahmen, um formulierte Ziele zu erreichen. (Glagow-Schicha, 2005) Die Schwierigkeit des Gender Mainstreaming konzentriert sich auf die Anstrengung des aufmerksam-machens und relevant-machens anderer auf die Bedürfnisse und Rechte von Frauen.
Genug Theorie, schauen wir uns mal die Praxis an: Anhand der Repräsentation der Medienlandschaft lässt sich erkennen, dass die Frauenquote nur etwa ein Drittel der Journalisten*innen abdeckt. Welche negativen Auswirkungen das auf stereotypische Rollenbilder hat ist klar ersichtlich. Erklären lässt es sich durch die Rolle der Medien in der Darstellung der öffentlichen Mehrheit und dessen Meinung. Wenn Frauen und ihre Rechte hier keinen Platz finden sind sie in der Mehrheitsmeinung nicht vorhanden. Genauso werden häufig Hard News den Männern und Soft News den Frauen zugeteilt, was die falsche Assoziation von Ernsthaftigkeit auf dementsprechende soziale Geschlechter aufrechterhält. In 522 untersuchten Medienunternehmen konnte eine klare Männerdomäne mit 70% festgestellt werden. (IWMF Global Report on the Status of Woman in the News Media, 2011) Wie schaffen wir es jetzt also durch diese Wand der Männerdomäne?
Die Frauen der ORF Task Force haben es als „Best-Practice Beispiel der Eigeninitiative“ vorgemacht, indem sie sich nach der gemeinsamen Auswertung der Ressourcen an die Realisierung der Gleichstellung gemacht haben. Sie riefen einen Gleichstellungsplan ins Leben. Dieser besagt eine Frauenquote von 45%, regelmäßiges Auswerfen des Gender Pay Gap und das Vorsehen eines Mentoring Programms zur gegenseitigen Unterstützung von Frauen. Neben Schulungen für alle Mitarbeitenden haben sie noch vieles mehr erreicht. Jedes Unternehmen sollte gesetzlich dazu verpflichtet sein in seinem Betrieb einen auf ihn angepassten Gleichstellungsplan zu integrieren, damit persönliche sowie wirtschaftliche Erfolge erzielt werden können.
Wie oben bereits angesprochen müssen auch die Medien verstärkt dieser Bewusstseinsarbeit nachgehen, da sie als Agenda Setter viel zu einer Verbesserung beitragen können. Es sollte mehr die Vorteile einer gleichgestellten Gesellschaft gesprochen werden. Auch das Erreichen der Unabhängigkeit von Frauen wirkt sich positiv die Weiterentwicklung der Gesellschaft und den wirtschaftlichem Wachstum aus. (European Institut for Gender Equality, 2013)
Als Mitglied der qualitativen Forschungsgruppe hatte ich die Möglichkeit auf ein Interview mit Frau Dr. Ulrike Wüstenhagen aus der ORF Frauen Task Force. Wochenlang hat Frau DDr. phil. et iur. Krisztina Rozgonyi MBA mein Team und mich auf die Interviews vorbereitet und begleitet. Angefangen von der Einschulung ins Thema bis hin zum Interview. Was wir dort erfahren haben findet ihr hier. Das zweite Team hat eine quantitative Studie durchgeführt, welche einen IST-Zustand der Quote von Männer und Frauen in den österreichischen Medien im Jahr 2019 skizziert.
Grenzen in meiner Forschung finden sich im Ausbleiben des Dialoges mit Männern. Meine vorliegende Forschung hat sämtliche Kapazitäten eingenommen. Ich sehe es trotzdem als unglaublich wichtig an für die Qualität unserer Arbeit den Kontakt zu Männern zu suchen und ihre Anregungen einfließen zu lassen. Frau Dr. Wüstenhagen hat es mit dem Zitat sehr schön auf den Punkt gebracht:
„Vielleicht sollte man einfach anfangen zu verstehen, dass Männer und Frauen anders ticken und das ist auch ok so. Was erkannt werden muss ist, dass genau diese Kombination eine Firma erfolgreich macht.“
Abschließend möchte ich euch noch das ein oder andere Werkzeug mit auf den Weg geben: Professionelle Strategien, die durch die Forschung herausgearbeitet werden konnten, waren das Entdecken eines Gleichstellungsplans sowie dessen Durchführung. Auch die Tatsache, dass Frauen im Prozess des Netzwerkens wachsen und dadurch eine realistische Chance auf Gleichstellung bekommen wurde neu beleuchtet. Besonders im Fokus steht allerdings nach wie vor die Bewusstseinsarbeit, die vor allem von den Medien intensiver aufgegriffen werden muss. Das Thema „Mentoring von Frauen für Frauen“ hat mir persönlich sehr viel gegeben, da ich durch das Gespräch mit Frau Dr. Wüstenhagen spüren konnte, wie viel Stärke, Durchhaltevermögen und Inspiration dadurch weitergegeben werden kann. Für meine zukünftige Rolle in den Medien im Zusammenhang mit dem Thema Gender Mainstreaming werde ich stark für Mentoring Programme für Frauen und Männer einstehen, da ich glaube im Diskurs neue Möglichkeiten zu finden. So viele starke Frauen haben uns die Türen schon so weit geöffnet, jetzt liegt es an uns, etwas daraus zu machen.