Von Melanie Strobl

Erst lehrte Sie an einem Wiener Gymnasium, wechselte dann aber zum Journalismus.
Brigitte Handlos ist Medienfrau, Feministin und aktuell die Leiterin des ZIB Chronik Ressorts, sowie ein Teil der Frauen Task Force im ORF.
Diese Mitarbeiterinnen Initiative gibt es seit 2007 und besteht momentan aus 6 Frauen. Gegründet wurde sie mit dem Ziel Frauen im ORF zu fördern, deren Interessen zu bündeln und sichtbar zu machen. Im Interview haben wir mit Brigitte Handlos über Ihren Werdegang und ihre Arbeit in der Frauen Task Force gesprochen.

Auf die Frage, warum ihr das Thema Gleichstellung wichtig ist, betonte sie, dass ihr vor allem Diversität besonders am Herzen liegt.
„Das allerwichtigste ist, dass Teams divers aufgestellt sind. Vom Geschlecht her, von den Sprachen her, von den Ethnien her, weil du einfach in einer global organisierten Welt und in einer schnell funktionierenden Medienwelt, divers aufgestellt sein musst.“
Noch bevor Brigitte Handlos die Arbeit in der Frauen Task Force begann, engagierte sie sich schon für Frauen.
„Ich hab 1999 mit mehreren Journalisten Kollegen/-innen, in Wien das unabhängige Frauennetzwerk Medien gegründet, weil wir gesagt haben, die Gewerkschaft ist nur männlich organisiert, die machen nix für uns.“
„Wir wollten sozusagen eine Interessensvertretung und eine Plattform sein zum Gedankenaustausch und zum netzwerken für Frauen die in, und für Medien arbeiten.“
Nachdem sie dort 7 Jahre Vorsitzende war, überließ sie den Vorsitz den jüngeren Kolleginnen und wechselte zum ORF.
„Ich wollte einfach, dass dort jemand Jüngerer das übernimmt. Das ist auch sehr gut gelungen finde ich. Wir waren glaub ich eines der allerersten Frauennetzwerke in Österreich.“
Als Sie zum ORF wechselte, und Herr Wrabetz Generaldirektor wurde, gab es für ihn das Problem, dass Mitarbeiterinnen der verschiedenen Gruppierungen im ORF mit ihren Anliegen einzeln zu ihm kamen.
„Dann haben wir gesagt, wir können dem Herrn Generaldirektor helfen, wir tun uns jetzt zusammen, wir machen eine Gruppe und schauen mal wen wir da aller mobilisieren können und haben dann die ORF Frauenplattform gegründet – von allen diesen einzelnen Gruppen, saß eine Führungsfrau in der sogenannten Task Force, und das war dann ab diesem Zeitpunkt, des Ansprechgremium für den Generaldirektor.“
Brigitte Handlos ist hauptsächlich für das vernetzen zuständig, da sie schon in vielen verschiedenen Abteilungen im ORF gearbeitet hat. Zusätzlich ist sie im Mentoring Programm. Auch hier ist das Ziel Frauen zu vernetzen und deren Kompetenzen zu stärken.
Die Mentoring Programme sieht sie als eine der größten Erfolge, die die Frauen Task Force schon erreicht hat.
„Das wichtigste Ziel war einmal das Festschreiben der Frauenquote im ORF Gesetz. Das zweite ist, dass wir seit glaub ich 12 Jahren Mentoring Programm betreiben und damit auch ein gutes Netzwerk gegründet haben.“
Die erfolgreiche Arbeit der Frauen Task Force ist überraschender Weise kaum medial vermittelt. Brigitte Handlos liefert den Grund:
„Unser Fokus ist intern etwas zu bewegen, wir wollen nicht nach außen strahlen, weil nach außen strahlt der ORF eh für sich. Wir verstehen uns als interne Plattform für die Durchsetzung von Gleichbehandlungs- und Gleichstellungsaufgaben.“
Hindernisse bei der Umsetzung, gab es laut Brigitte Handlos keine…
„…weil wir haben’s einfach durchgezogen. Aber das erste was ich gehört hab war, dass ganz viele Männer in Führungspositionen gesagt haben: Wenn die ein Netzwerk machen, dann wollen wir auch ein Netzwerk. „
„Dann haben wir gesagt: Ja gerne, müsst ihr es halt machen, ein Netzwerk kommt nämlich nicht einfach vom Himmel herunter.“
Männer wollten auch in das Mentoring Programm, das die Task Force aufgestellt hat mit hinein. Frau Handlos zeigte dafür kein Verständnis.
„Ganz sicher machen wir nicht die Arbeit, damit ihr (Anm.: die Männer) was werdet, weil ihr seid eh schon alle was.“
Neben diesen kleinen Auseinandersetzungen gab es aber hauptsächlich Unterstützung für die Frauen Task Force – vor Allem von anderen Frauen.
„Von großen Unternehmen, zum Beispiel von der Telekom, A1, oder die Shell Frauen sind mal an uns herangetreten. Wir haben immer wieder von der Arbeiterkammer Unterstützung gekriegt, auch von verschiedenen Wirtschaftsfrauen.“
Seit es die Frauen Task Force gibt, sind auch schon Änderungen in der Unternehmenskultur des ORF’s zu spüren.
„Also von der Unternehmenskultur her haben die Männer wahnsinnig viel gelernt. Gelernt, aber auch lernen müssen.„
„Prinzipiell glaub ich gilt für jedes große Unternehmen, aber natürlich gerade für den öffentlich-rechtlichen, dass er sich so verändert, wie sich die Gesellschaft verändert.“
Trotz der positiven Änderungen sieht Brigitte Handlos noch viel Handlungsbedarf, was das Thema Gleichstellung betrifft.
„Ich will einfach, dass es hier eine absolute Gleichbehandlung gibt. Von der sind wir nämlich meilenweit entfernt. Und das geht nur, wenn es eine größtmögliche Transparenz gibt. Ich will wissen, wie viel jemand verdient, welche Personen welche Prämien und Goodies bekommen, etc.“
Anderen Unternehmen, die Ähnliches bewirken wollen wie die Frauen Task Force rät sie:
„Sie müssen immer darauf schauen, dass sie eine möglichst gute Teilung haben von jung, alt, männlich, weiblich, verschiedene Ethnien, verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Regionen, Sprachkenntnissen etc.
Das ist ein geiles Team.“

Im Podcast haben wir uns unter anderem noch über Frauen in Führungspositionen unterhalten, inwiefern Frauen von Sexismus im Netz betroffen sind und vieles mehr.