Von Emilia Grabner
Der Global Media Monitoring Report 2015 besagt, dass von vier Personen nur eine Frau eine Führungsposition innehat. Nur ein Drittel der Vollzeitbeschäftigten im Bereich Journalismus ist weiblich (IWMF Global Report on the Status of Woman in the News Media, 2011) und bei einem ExpertInnen-Interview ist statistisch gesehen nur jede fünfte Person eine Frau.
Die österreichische Situation spiegelt diese genannten Facts wieder.
Grund genug ein Leuchtturmprojekt zum Thema Gendermainstreaming vor den Vorhang zu bringen: die Frauen Task Force des ORF. Im Zuge eines Forschungsprojektes der Uni Wien hatten wir die Möglichkeit die dahinterstehenden Frauen kennenzulernen, durch deren Engagement es gelungen ist einen Gleichstellungsplan im ORF- Gesetz zu verankern.
Zentrale Themenfelder hinsichtlich Gleichstellung sind die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern, Themen- und Berufszuweisungen, Aufstiegschancen und Vereinbarung von Beruf und Familie.
Ungleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit ist weiterhin gang und gäbe. Der Gender Pay Gap zeigt dies drastisch.
Während Frauen oft den Ressorts Mode, Tratsch, Klatsch und Schönheit zugewiesen werden, berichten Männer hauptsächlich über „seriöse“ Themen wie Wirtschaft, Innen- und Außenpolitik.
Hand in Hand mit den schlechten Aufstiegschancen geht die mangelnde Sichtbarkeit von Frauen. Frauen, die sehr wohl die Qualifikationen besitzen, um leitende Positionen einzunehmen, werden oft nicht wahrgenommen, da in vielen Köpfen Führungspositionen noch immer selbstverständlicher Weise männlich besetzt sind.
Ein weiteres Kriterium ist leider auch nach wie vor die noch vertretene Einstellung, dass Frauen früher oder später in Karenz gehen. Aus diesem Grund stehen sie für ein Vollzeitberufsleben nicht mehr zur Verfügung und werden deshalb selten in Führungspositionen eingesetzt. Dies sollte eigentlich spätestens mit der bereits eingeführten Elternkarenz vorbei sein, da Männer jetzt auch die Chance haben Zuhause bei ihren Kindern zu bleiben. Die Möglichkeit wird aber von Männern kaum genutzt.
Beim ORF hat sich durch die Frauen Task Force in diesen Problemfeldern schon viel getan. Der bereits erwähnte Gleichstellungsplan, der mithilfe von Gabriele Heinisch-Hosek und Christine Marek durchgesetzt wurde, beinhaltet unter anderem die Festlegung einer Frauenquote von 45%, Mentoringprogramme für Frauen, das Curriculum zur Karriereförderung, die regelmäßige Auswertung des Gender Pay Gaps und die Installierung des Pilotprojektes „Führung in Teilzeit und Topsharing“. Ebenso wird der Fokus auf die Unterrepräsentanz der Frauen in der Technik gelegt. Mit Schaffung einer Technik-Akademie soll dem entgegengewirkt werden. Auch konsequentes Vorgehen gegen Diskriminierung und Belästigung soll selbstverständlich werden.
Die Rolle der Politik ist bzw. war es die Grundlagen der Gleichstellung im Gesetz zu verankern und im eigenen Wirkungsbereich (Verwaltung) vorzuleben. Hingegen ist die Aufgabe der Medien eine breitere Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung. Die „4. Macht“ im Staat hat durch ihre Präsenz großen Einfluss auf das Voranbringen der Chancengleichheit, beispielsweise durch Agenda Setting aber auch durch die Programmauswahl. Der Inhalt muss auf stereotype Bilder verzichten und auf gendersensible Sprache achten.
Es soll gezeigt werden, dass die Gleichstellung von Mann und Frau für die Weiterentwicklung und den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft essenziell ist. Egal in welchem Bereich (Berufssparte) wird durch das Hören der unterschiedlichen Perspektiven und der gegenseitigen Wertschätzung die Motivation gesteigert. Identifikation wird geschaffen, Kreativität gefördert, sodass optimale Leistungen erzielt werde können.
Für die Zukunft finde ich es wichtig den eingeschlagenen Weg fortzuführen. Weiterhin Analysen in Unternehmen zu eruieren und Netzwerke auszubauen. Je mehr Leute sich vernetzen (auch branchenübergreifend) und zusammen für eine Veränderung kämpfen, desto schneller werden die Ziele erreicht. Was mir persönlich am Herzen liegt, ist die Thematisierung. Werden die Probleme, die wir aufgrund von geschlechtsspezifischen Ungleichheiten haben nicht angesprochen, werden viele Menschen nicht auf dieses Thema aufmerksam.
Das Best Practice Beispiel ORF Frauen Task Force gibt meiner Meinung nach einen guten Leitfaden zur Verwirklichung von Genderzielen: sich Vernetzen, einen Plan bzw. Maßnahmenkatalog erstellen, diesen umsetzen, in die Unternehmenskultur implementieren und schlussendlich regelmäßig zu evaluieren.
Frau Dr. Ulrike Wüstenhagen, unsere Interviewpartnerin, hat die Chancen der Gleichstellung auf den Punkt gebracht: „Es ist weder richtig wie es Männer machen oder wie es Frauen machen. Es ist ganz einfach anders und hier liegt das Problem. Vielleicht sollte man einfach anfangen zu verstehen, dass Männer und Frauen anders funktionieren und ticken, und das ist auch ok so. Was erkannt werden muss ist, dass genau diese Kombination eine Firma erfolgreich macht.“
Quellenverzeichnis:
Global Media Monitoring Report, 2015: In: https://moodle.univie.ac.at/pluginfile.php/5452354/mod_resource/content/1/GMMP_2015_global_report_en.pdf, abgerufen am 26.07.2019
International Women´s Media Foundation, 2011: Global Report on the Status of Woman in the News Media. In: https://www.iwmf.org/wp-content/uploads/2018/06/IWMF-Global-Report.pdf, abgerufen am 26.07.2019